26.10.2019 – Heike Pourian, Silke Helfrich:
Eine gedankliche und körperliche Annäherung an die Muster des Commoning

Workshop: Wie geht (gesellschaftliche) Veränderung durch mich hindurch?
Das Buch von Silke Helfrich und David Bollier „Fair, frei und lebendig“ bietet uns mit den Mustern des Commoning ein wertvolles und wirksames Werkzeug für die Praxis, das uns befähigt, unsere bestehenden oder im Entstehen begriffenen Projekte daraufhin zu überprüfen, ob sie wirklich ein neues Wirtschaften in die Welt bringen oder doch mitunter die alte Geschichte fortschreiben. Die Wirtschaftsformen, den sozialen Umgang- und unsere Organisationstrukturen radikal unter das Zeichen von Verbundenheit zu stellen ist unumgänglich. Und wenn die Strukturen stimmen, bleibt noch immer die Frage, die sich jede*r einzelne stellen darf, der oder die in und mit diesen Strukturen arbeiten möchte: Bin ich commonsfähig? Habe ich die zugrundeliegende Haltung so weit verinnerlicht, dass ich das wirklich leben kann? Wie gelingt es mir, auf verteilte Strukturen zu setzen, im Vertrauensraum transparent zu sein oder gemeinstimmig zu entscheiden?
Wo hat mich die Logik von Mangel, Konkurrenz und Kontrolle so geprägt, dass ich kaum in der Lage bin, mich in diese ungewohnten Vereinbarungen hinein zu entspannen? Kann ich erspürend erkennen, wie sich der Kapitalismus in mir eingenistet hat? Was brauche ich, um andere Erfahrungen zu machen, die diese z.T. unbewussten Prägungen überschreiben? Vertrauensbildung und Bindung sind im Wesentlichen somatische Vorgänge, die im Idealfall in die vorsprachliche Phase der Entwicklung eines Individuums fallen, das zeigen neurowissenschaftliche Erkenntnisse deutlich. Es macht also Sinn, uns auf eine (auch) körperliche Entdeckungsreise zu begeben, um Zugang zu finden zur Weisheit, die allem Lebendigen innewohnt: Wir sind nicht getrennt, sondern in unserer Einzigartigkeit Teil eines komplexen Organismus, in dem alles von allem abhängt.
Das wollen wir in dem Workshop erlebbar machen und auf diese Weise Muster des Commoning in uns verankern. Als Grundlage für diese Forschungen dient uns unter anderem die zeitgenössische Tanzform Contact Improvisation. Den Auftakt am Samstagmorgen macht ein getanzter Vortrag mit Heike Pourian und Jennifer Hörnemann. Daran anknüpfend machen wir eigene Erfahrungen und reflektieren sie auf der Basis der Commons-Theorie. Der Besuch der Buchvorstellung am Vorabend kann eine gute inhaltliche Einführung ins Thema darstellen.
Es sind keinerlei Bewegungerfahrungen oder -begabungen vonnöten, Menschen mit jedweden Einschränkungen sind ausdrücklich willkommen. Bitte bewegungsfreundliche Kleidung (eher Jogginghose als Jeans oder Rock) und dicke Socken mitbringen.
- Zeit: 11:00 – 17:00 Uhr
- Ort: Alte VHS, Bewegungsraum, Kasernenstraße 50, 53111 Bonn
Wegen Begrenzung der Teilnehmendenzahl bitten wir um Anmeldung über:
contact-impro-workshop@commons-institut.org [Du erhältst dann eine Bestätigungs-Mail]
Es wird kein fester Workshopbeitrag erhoben, sondern um Spenden gebeten. Die Workshop-Gebenden leben beide von diesen Tätigkeiten.
Heike Pourian ist Wandelforscherin, Tänzerin, Autorin von »Eine berührbare Welt«. Sie lädt Menschen zum Spüren und zur lebendigen Selbstermächtigung ein, weil sie erlebt, welche starke und verbindende politische Gestaltungskraft dem Sinnlichen, Körperlichen, Spielerischen innewohnt. Website: www.beruehrbarewelt.de.
Silke Helfrich ist unabhängige Autorin, Herausgeberin, Forscherin und Aktivistin zu Commons. Sie hat romanische Sprachen und Sozialwissenschaften mit Schwerpunkt Ökonomie studiert. Sie ist Gastgeberin der Commons-Sommerschule und inspiriert gern. Jüngste Veröffentlichung: »Frei, Fair und Lebendig. Die Macht der Commons« (mit David Bollier, transcript 2019).